Digitale Preisschilder: Schneller und flexibler am POS

Immer mehr Händler testen digitale Preisschilder. Der vermehrte Einsatz dieser elektronischen Regaletiketten zeigt klar: Zettelwirtschaft war gestern. Digitale Preisschilder, auch Electronic Shelf Labels (ESL) genannt, sind ein digitales Tool, dessen Potenzial noch längst nicht ausgeschöpft ist. Warum sich die Investition in die digitale Preisbeschilderung lohnt, lesen Sie jetzt.

Digitale Preisschilder auf dem Vormarsch im Einzelhandel

Früher waren sie allgegenwärtig, heute wird ihr Anblick immer seltener: Die klassischen Papieretiketten müssen in mühsamer Einzelarbeit ausgetauscht und aktualisiert werden. Digitale Preisschilder hingegen werden die meisten Läden zeitnah für sich erobern. So kommentiert Michael Unmüßig, Geschäftsführer der deutschen Niederlassung von SES-imagotag, dass es in fünf bis acht Jahren keine Filiale der weltweiten Top-50-Händler mehr ohne digitale Preisschilder geben werde.

Immer mehr Einzelhändler nutzen diese digitalen Preisschilder. Vor allem der Lebensmitteleinzelhandel investiert zunehmend in die digitale Preisauszeichnung. Laut der Studie „Technologie Trends im Handel 2021“ des EHI nutzen bereits 79 % der Händler die Technologie bereits. 54 % planen eine Ausweitung der Nutzung. Rewe gilt als Vorreiter im deutschen Raum, da in diesen Stores schon seit 2013 die digitalen Preisschilder Einsatz finden. Seit Kurzem folgen auch Discounter wie Lidl und Aldi Nord und Süd dem Trend. Während Lidl sich zunächst auf den Einsatz digitaler Schilder auf Aktionsware sowie Obst und Gemüse beschränkte, inkludierte Aldi in Testfilialen das Standardsortiment und Verderbliches, das natürlich ebenfalls Obst und Gemüse beschränkt. In letzterem Segment verändern sich Preise häufig, auch um die Lebensmittelverschwendung frischer Waren wie Obst und Gemüse einzudämmen.

In digitale Preisschilder investieren – lohnt sich das?

Das höhere Investment in die ESL-Technologie mag zunächst abschrecken. Wozu Geld ausgeben, wenn das alte System doch bekannt und bewährt ist?

Die digitalen Preisschilder sind in der Regel direkt mit dem zentralen Warenwirtschaftssystem eines Markts verbunden, um wichtige Produktinformationen wie Artikelname, Preis, Menge und ggf. Inhaltsstoffe nahezu in Echtzeit an die Regale zu übertragen.

Für Marktmitarbeiter bedeutet das eine erhebliche Zeitersparnis: Mithilfe der ESL-Technologie müssen Mitarbeiter nicht mehr bei jeder Preisänderung neue Papieretiketten ausdrucken und anbringen. Gleichzeitig können so Personal- und Ressourcenkosten eingespart werden nach einem ersten, initialen höheren Investment.

Neben den langfristigen Ersparnissen bei Zeit, Personal- und Materialkosten, ermöglichen sie auch flexiblere, kurzfristige Reaktionen auf Preisänderungen bei der Konkurrenz. Somit befeuern digitale Preisschilder natürlich die Diskussion rund um dynamische Preise, die theoretisch – je nach Marktlage – minütlich geändert werden können. Das Risiko ist hierbei jedoch, das Vertrauen der Shopper und Kunden nicht zu verlieren. Zu häufige Preissprünge vermitteln schnell das Gefühl von Unglaubwürdigkeit und erheben im Extremfall den Verdacht auf Abzocke. Gerade im Lebensmitteleinzelhandel und bei Discountern bewegt man sich in der Hinsicht auf dünnem Eis.

Dass die Kosten für solche Investitionen an Kunden weitergegeben werden, ist demnach nicht nur unwahrscheinlich, sondern strategisch auch unklug. Stattdessen können Kunden womöglich sogar eher von häufigeren und flexibleren Rabattaktionen profitieren. Das würde den stationären Handel wiederum einen Vorteil verschaffen, den der E-Commerce schon lange hat. Für Händler, die ihre Omnichannel-Strategie konsequent durchsetzen möchten, erleichtern digitale Preisschilder eine naht- und reibungslose Vernetzung zwischen Online und Offline bei Preisänderungen. ESL-Lösungen garantieren, dass die Preise am Regal durch Anbindung an das jeweilige System immer mit denen an der Kasse und im Onlineshop übereinstimmen. Durch regelmäßige Rabattaktionen werden Shopper zum virtuellen und physischen „Schlendern“ animiert und können so nicht nur Kunden binden, sondern auch Impulskäufe fördern.

Zudem werden digitale Preisschilder nicht nur verbreiteter im Einzelhandel, sondern auch erschwinglicher. Während die elektronischen Etiketten früher noch ziemlich teuer waren, sinken die Preise durch erhöhte Nachfrage und breiterem Angebot durch mehr Hersteller. Somit wird schneller ein positiver ROI erreicht.

Ein Rewe-Regal mit Konserven und digitalen Preisschildern.

Vorteile digitaler Preisschilder im Überblick

  • Zentralisiertes Datenmanagement
  • Preis- und Informationsupdates in Echtzeit
  • Mehr Flexibilität und Reaktionsfähigkeit bei Rabattaktionen
  • Geringerer Zeitaufwand für Preispflege
  • Einsparungen bei Personal- und Materialkosten
  • Gesteigerte Konkurrenzfähigkeit
  • Mithalten bei Preisdynamik des E-Commerce
  • Option für dynamische Preisgestaltung
  • Kundenbindung und Förderung von Impulskäufen durch flexiblere Preisgestaltung
  • Sinkende Investitionskosten durch verbreiteteren Einsatz

Mögliche Nachteile digitaler Preisschilder

Auch in der ESL-Branche spielen die Pandemie und Lieferengpässe eine Rolle: ESL-Bauteile stammen zu großen Teilen aus dem asiatischen Raum. Hier besteht ein erhöhtes Risiko, dass sich Lieferengpässe schmerzlich bemerkbar machen werden und zu Preiserhöhungen führen können. Ganz besonders, wenn die Nachfrage steigen wird. Inwiefern sich diese Befürchtungen signifikant auswirken werden, bleibt derzeit noch abzuwarten. Da sich die Lieferengpässe jedoch durch alle Branchen ziehen

Wie sieht die Zukunft digitaler Preisschilder aus?

Mit der Ausbreitung digitaler Preisschilder, entwickeln sich die Einsatzmöglichkeiten der ESL-Technologie weiter. Über NFC können die elektronischen Preisetiketten mit den MDE-Geräten oder Smartphone von Marktmitarbeitern oder Außendienstmannschaften der Hersteller oder sogar der Shopper selbst kommunizieren. So könnten einerseits Warenbestände angezeigt oder durch Signale die Produktsuche und Warenverräumung vereinfacht werden. Andererseits könnten Shopper so bequemer Inhaltsstoffe und Allergene der Produkte prüfen oder über Aktionen informiert werden.

Gekoppelt an Forecasting-Systemen könnten Waren automatisch nachbestellt werden, um Out-of-Stock Situationen zu vermeiden.

Während also die Lohnkosten, Fachkräftemangel und Wettbewerbsdruck zunehmend steigen, sinken die Kosten für ESL-Systeme und Infrastrukturanpassungen (z.B. Funkabdeckung innerhalb der Filialen und Anbindung der Warenwirtschaftssysteme) kontinuierlich.

Aber auch die Shopping Experience könnte von der fortschreitenden Technologisierung profitieren. Während die klassischen Preisschilder aus Papier bisweilen schon schlecht lesbar sein können, könnten elektronische Preisschilder einen barrierefreieren Einkauf ermöglichen. Personen mit Blindheit und Sehbehinderung könnten über Screenreader über Preise und Aktionen informiert werden.

Fazit: Digitale Preisschilder, eine Investition in die Zukunft?

Tatsache ist, der Handel investiert in Hightech, die Technologisierung des POS schreitet mit steigendem Tempo voran – und digitale Preisschilder sind ein Paradebeispiel für sinnvolle Investitionen in die Zukunft. Die Höhe der Investition stellt selbstverständlich noch eine Hürde dar. Doch phasenweise Rollouts und Test-Stores können ein erster Schritt sein, um nachvollziehen zu können, in welchem Rahmen Personal- und Materialkosten eingespart werden können. Ebenso denkbar sind Tests auf Shop-in-Shop Flächen, um im kleineren Rahmen zu starten.

Bei Rollouts kann die TMS Gruppe durch zusätzliche Manpower unterstützen, um so binnen kürzester Zeit auch großflächige Aktionen erfolgreich umzusetzen.